Roland Bless Fanclub

Roland Bless hat seinen Rhythmus gefunden

Roland Bless hat seinen Rhythmus gefunden
Roland Bless hat seinen Rhythmus gefunden

 

Bei Roland Bless zu Hause ist die Musik in nahezu jedem Winkel präsent. Auf dem Küchentisch ein Verstärker, daneben die Gitarre. Im Nebenzimmer mit großer Fensterfront blickt Bless hinter einem transparenten Schlagzeug ins Grüne oder direkt auf den schwarzen Flügel, der die andere Hälfte des Raumes einnimmt. Der Mitbegründer von Pur und heutige Solo-Musiker wechselt behände zwischen den Instrumenten hin und her, findet auf Anhieb den richtigen Ton und spielt so frei seine Songs, wie es nur einer tun kann, der seinen Weg gefunden hat.

Seinen musikalischen Weg, wohlgemerkt. Denn die Musik ist es, die Roland Bless ausmacht, immer noch und vielleicht noch stärker und tiefgründiger als es je in den Hochzeiten von Pur möglich war. Roland Bless erzählt nicht viel von der Zeit mit Pur, der Band, die doch für ihn über Jahrzehnte so prägend war und ihn zu einem Profimusiker mit anhaltendem Bekanntheitsfaktor und großer Fangemeinde im deutschsprachigen Raum gemacht hat. Warum auch? Für ihn zählen das Hier und Jetzt und  der Blick nach vorn, wo doch das neue Album fertig werden muss, das im Sommer rauskommen, „Sternenstaub“ heißen und von  Peter Ries produziert wird, der schon mit Justin Timberlake und Jennifer Rush zusammenarbeitete.

Ja, die erste Zeit nach dem Abschied von der Band sei nicht leicht gewesen, aber auch ein Befreiungsschlag, ein Anstoß, die eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Roland Bless war Mitbegründer von Pur und schon der Vorgänger-Schülerband Crusade. Wer die Abenteuerland-Tour 1995/96 miterlebt, wer auf Schalke im Hexenkessel eines ausverkauften Stadions gespielt hat, der sagt nicht einfach Adé, der nabelt sich langsam ab, über Jahre.

So war es auch bei Roland Bless. „Wenn irgendwann der Wohlfühlfaktor nicht mehr vorhanden ist, muss man sich neu orientieren“, sagt er und meint im Umkehrschluss: „Wenn die Atmosphäre stimmt, ist man zu Höchstleistungen fähig.“

Den Beweis hat Roland Bless angetreten – und das nicht nur musikalisch. Der zweifache Vater, Jahrgang 1961, macht sein Ding, in jeder Hinsicht. Sein Haus ist ein Refugium, ein Rückzugsort, an dem die Ideen für Songs und Projekte entstehen. Roland Bless ist sozial und politisch engagiert, hat 2009, tief erschüttert vom Amoklauf in Winnenden, die „Gemeinschaft für starke Kinder“ gegründet. Mit pädagogisch begleiteten Schulkonzerten richtet sich die Initiative gegen Ausgrenzung und Mobbing von Kindern.

Menschen, denen es in unserer so wohlhabenden Gesellschaft nicht so gut geht, die an den Rand gedrängt werden, berühren ihn. Alleinerziehende, das ist so eine Gruppe, die nach seiner Sicht viel Ungerechtigkeit erfährt, für die sich niemand angemessen einsetzt. Waffenexporte machen ihn wütend, überhaupt die Tatsache, „dass Menschen zu Spielbällen höherer Interessen werden“. Wenn er über Politik redet, wird Bless emotional, mitunter fassungslos, und immer endet es mit dem, was ihn antreibt: „Das kann man doch nicht einfach so hinnehmen.“

Roland Bless nimmt es nicht hin, sondern legt den Finger in die Wunde – mit dem Medium, das er am besten beherrscht, der Musik. „Ich bin wieder verliebt“ heißt seine neue Single, die am 14. April erstmals im Radio gespielt wird und einen Vorgeschmack auf sein zweites Soloalbum im Sommer gibt. Das Lied ist schnell und kommerziell, unbeschwert und tanzbar. Aber nicht banal, kein Mainstream, eher professionell anders, optimistisch und ausgereift. Ein Song, der für die musikalische Entwicklung eines Künstlers steht. Ein bisschen Pur ist immer mit drin, „wie sollte es auch anders sein“, sagt Roland Bless. Aber das kommende Album verspricht ein Höhenflug zu werden, einer der die Zuhörer bei der anschließenden Tour mitreißen, bewegen und überraschen wird.

Roland Bless schafft den Spagat zwischen eingängiger Songlyrik, tiefer Melancholie, melodischer Nachdenklichkeit und mitunter wütender Gesellschaftskritik, aber auch hoffnungsvollem Optimismus. Seine Konzerte sind ein Wechselbad der Gefühle – für ihn wie für seine Fans und egal ob die Stimmung beim Open-Air-Auftritt oder im intimen Rahmen eines Kirchenkonzerts „rüberkommt“.

Die Menschen mögen es, weil die Musik authentisch ist. Sein Song „Wir“, der sich mit eben jenem Amoklauf beschäftigt, berührt die Zuhörer, sie sind ihm dankbar für diesen Song. „Die Reaktionen des Publikums sind überraschend und beeindruckend. Wer in meine Konzert kommt, wünscht sich die kritischen Texte und freut sich aber auch, wenn es schnell und tanzbar wird.“

Auch wenn Roland Bless nun mit einem vollen Terminkalender durch die Republik reist, Talkshows und viele Radiointerviews vor sich hat, so geht ihm doch  jede Aufgeregtheit des Künstlers vor dem Erfolg ab.

Es scheint, als ginge Bless das ganze überhitzte Musikgeschäft nichts an, als berühre ihn das nicht. Dass kaum noch jemand CDs kauft, dass Streamingdienste das Geschäft kaputt machen, dass bei Musikern pro abgespieltem Song gerade einmal 0,003 Cent ankommen, dass andererseits Hits im Radio „totgespielt“ werden, bis sie keiner mehr hören kann, das weiß er natürlich, aber es drängt sich seinem Handeln nicht auf. Roland Bless hat sich von Pur und von allen Zwängen gelöst. Sicher, auch er ist auf Live-Konzerte angewiesen, um von seiner Musik leben zu können. Genau die sind es aber auch, die der ehemalige Straßenmusiker liebt. Und dabei gilt: Je dichter am Publikum, je unmittelbarer das Erlebnis, desto besser. Ein Grund, warum er gerade die Kirchenkonzerte vor bis zu 300 Besuchern besonders liebt.

Roland Bless will alles, nur nicht abheben. Starallüren sind ihm sowieso fremd, dafür hat er zu viel erlebt, ist er zu lange im Geschäft. Roland Bless trägt seine Lieder selbstbewusst in die Welt, auch weil sie von ihm und dem, was ihn bewegt, erzählen. Nur so kann ein Musiker überzeugen und die Herzen der Menschen gewinnen. Davon ist der Bietigheimer, der seiner Heimat im Gegensatz zu vielen anderen Musikkollegen nie untreu geworden ist, zutiefst überzeugt.